Nichts auf die lange Bank schieben

Pattebaer

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Diesmal geht es in unserem aktuellen Projekt für den März um Langzeitbelichtungen.

Mit Langzeitbelichtungen kann man ganz schön viele Dinge anstellen. Am meisten sind sie bekannt als Nachtaufnahmen oder um Wasserfälle einen träumerischen Schleier zu verpassen. Aber das ist nicht alles was man mit Langzeitbelichtungen anstellen kann. Hier mal ein paar Beispiele (hegen keinen Anspruch auf Vollständigkeit). Fast allen Langzeitbelichtungen ist zu eigen, dass man entweder einen sicheren Stand für die Kamera hat oder ein Stativ benutzt.

Nächtliche Architektur: Das ist wohl eine klassische Anwendung. Man stellt die Kamera auf ein Stativ, wählt Blende 8 oder kleiner um schöne Lichtsterne zu erzeugen. Die ISO ist auf dem möglichst kleinsten Wert für die Kamera und ab geht das Bild. Hier mal ein Beispiel:

_DSC3842.jpeg


Malen mit Licht: das Thema hatten wir schon einmal. Auch hier gilt es die Blende möglich zu schließen um den Hintergrund dunkel zu bekommen, die ISO auch möglichst runter und dann den Verschluss ganz auf. Hier in diesem Beispiel aus meinem Archiv habe ich noch mit einem Blitz auf den zweiten Vorhang gearbeitet um am Ende die Person möglichst scharf abzubilden.

DSC_8631.jpeg


Fließendem Wasser einer Schleier zu verpassen: Nicht nur Wasserfälle bekommen einen schönen Schleier, auch Wasseroberflächen werden geglättet und bekommen einen interessanten Schein. (Habe leider gerade kein Bild zu Hand)

Unter Tageslicht: Auch während des Tages kann können Langzeitbelichtungen Sinn machen. Man braucht dafür i.d.R. sogenannte ND-Filter. Das sind Neutral-Grau-Filter in verschiedener Dichte, so dass sie nur eine bestimmte Lichtmenge durchlassen. Damit kann man beispielsweise an einem belebten Platz die Menschen durch die Aufnahme bereits aus dem Bild „radieren“. ND-Filter sollten eigentlich in jeder Fototasche sein. Durch eine extreme Langzeitbelichtung (teilweise über 10 min bis hin zu 30 min) werden nur die statischen Dinge auf dem Sensor aufgezeichnet. Bewegen sich die Menschen beispielsweise auf einem Platz und verharren nicht über die gesamte Aufnahme auf einer Stelle, so reicht deren Licht nicht aus sich auf dem Sensor und damit auf dem Bild zu verewigen.

DSC_6642.jpeg


Zu diesem Vorgehen habe ich mal ein Tutorial für Affinity Photo geschrieben. Das war zwar in einem anderen Zusammenhang, ist aber auch auf die Problematik der Langzeitbelichtung anwendbar. Die Langzeitbelichtung findet dann im Computer statt und nicht in der Kamera. Dafür braucht man aber eine größere Anzahl an Bilder. Wenn ich kein Stativ dabei habe für eine Langzeitbelichtung, dann schieße ich von der gleichen Szene im langsamen Serienbildmodus mindestens 10 Bilder (oft auch bis zu 50 Bilder mit 1 Sec. Abstand). Wer nun Photoshop oder Affinity sein eigen nennt (ob es mit anderen Programmen auch geht weiß ich nicht) kann diese Bilder als Stapel einlesen und für jeden Pixel den Durchschnitt errechnen lassen. Bewegen sich Personen durchs Bild, so verschieben sich ihre Pixel und sie gehen statistisch neben 10 und mehr gleichen Pixeln an der Stelle unter. Man lässt also den Stapel sich automatisch ausrichten und dann den Durchschnitt errechnen. Das entspricht in etwa der Langzeitbelichtung in der Kamera, wo der Durchschnitt eines Pixels über die Belichtungszeit in die Aufnahme eingeht im Rechner über die Anzahl der Einzel-Bilder. Ist der Pixel nur durch eine kurze Dauer anders (oder nur in einem Bild), so hat das auf den Durchschnitt quasi keinen Einfluß. Hier mal ein Beispiel aus Wien. Die Aufnahme besteht aus etwa 20 Einzel-Bildern. Der Platz war Abends zwar nicht stark aber doch frequentiert und von links kommend fuhr ein Auto durchs Bild. Nur die beiden Personen am Brunnen blieben hartnäckig stehen und sind daher mit drauf auf dem Bild. Anschließend die Bilder in Affinity verrechnet und als Nebeneffekt ist auch Rauschen größtenteils entfernt.

P1025540-Bearbeitet.jpg


So, das waren jetzt alles Beispiele aus dem Archiv um das Projekt zu starten. Wie immer, wer mitmacht sollte bitte keine Bilder aus dem Archiv nehmen sondern für das Projekt anfertigen und am Besten wie immer ein paar Worte über die Entstehung dazu schreiben (zumindest die EXIF’s). Auch welche Erfahrung ihr beim Anfertigen der Bilder gemacht habt würde die anderen mit Sicherheit interessieren.

Viel Spass nun mit der Langzeitbelichtung. Bringt ein bisschen Zeit mit und vielleicht eröffnen sich euch ja neue Möglichkeiten in der Bildgestaltung.
 
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Die beiden Bilder sind mit dem gleichen ND Filter aber in den fünf Sekunden Belichtung am zoom gedreht.

#1

VG_850_1051_on1_landscape.jpg


#2

VG_850_1049_on1_landscape.jpg


Ich hab noch ein paar Ideen, leider aber nur bis nächste Woche Zeit sie zu realisieren. Mal sehen, was noch geht.
 
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Frühlingsexplosion

Frühlingsexplosion.jpg

Relativ lang: 1,3 s (ISO 50, f/13) - gezoomt.

Das ursprüngliche Motiv habe ich heute mit dem passenden Titel "Kaum beachtet" beim FAT "Frühlingsboten" eingestellt.

Kaum beachtet.jpg

Liebe Grüße
Hans
 
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In die Kurve

VG_850_1207_on1_landscape.jpg


Bei uns vor der Haustür aus dem fahrenden Auto. 5 Sekunden belichtet mit Blende 13, ISO 100, ND 1.8

Eigentlich hätte ich das Bild im Spiegel gerne schärfer gehabt. Das geht aber nur besser, wenn die Kamera stabil mit dem Auto/Spiegel verbunden wäre ...
 
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Schade, dass die Ausgangsbeschränkungen auch die Langzeitbelichtungen eingeschränkt haben. Schnell noch eines von innen: 15 Sekunden bei Blende 13 - Graufilter.

Hände waschen nicht vergessen!

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Liebe Grüße
Hans
 
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Na dann ziemlich auf den letzten Drücker meine Langzeitbelichtungen von heute :) Glücklicherweise darf man ja alleine noch raus.

Also habe ich mir vorhin noch das Stativ und den ND 3.0 gegriffen und bin zur Spree gefahren. Wenn man so einen "Big Stopper" und Blende 11 verwendet, muss man schon mit 2-3 Minuten Belichtungszeit rechnen. Allerdings bekommt man dann weiches Wasser (es waren heute kaum Wellen sonst wäre der Effekt stärker) und ziehende Wolken. Beides mag ich sehr.

Brücke 1

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Brücke 2

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Viele Grüße
Robert
 
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