Ein gutes Verhältnis bringt Spannung ins Leben

Pattebaer

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Thema diesen Monat soll das Bildverhältnis und seine Wirkung auf den Betrachter sein. Sucht euch Bilder aus (diesmal sogar aus dem Fundus) und versucht diese mal in ein anderes Format zu bringen. Zeigt uns das Ergebnis und diskutiert die Bildwirkung.

Die gängigsten Formate in der Fotografie sind:
1:1 (klassisches Mittelformat und vor allem bei Großformat)
4:3 (bei Mittelformat auch 645-Format genannt und MFT-Kameras)
3:2 (bei Kleinbild- und APSC-Kameras)
16:9 (übliches Fernsehformat heute)
1,66:1 (anarmorphes Breitbild meist bei Kinofilmen im Fernsehen)
2,35:1 (Cinemascope,ca. 21:9, meist bei Kinofilmen im Kino)

2:3 Format
Fast jede DSLR verwendet heute das 2:3-Format. Nicht nur die klassische Kleinbildkamera, auch ASPC-Kameras verwenden dieses Format. Dadurch hat der Fotograf die Qual der Wahl sich zwischen Hoch- und Querformat zu entscheiden.

3:4: Willkommen im Mittelformat
Das 3:4-Format fällt etwas quadratischer aus als 2:3 und stammt eigentlich aus dem Mittelformat Bereich. Dort waren, neben den quadratischen Bildformaten, die Bildverhältnisse von 4,5:6 und 6:8 (also 3:4) sehr weit verbreitet. Im digitalen Zeitalter kommt das Format auch bei Kompaktkameras zum Einsatz. Gerade das MFT- Format verwendet dieses Bildformat. In der Portrait- und Mode-Fotografie nimmt das Format eine besondere Stellung ein. Gerade Nahaufnahmen von Gesicht oder Oberkörper wirken in 4:3 oft intensiver und näher.

1:1: Renaissance dank Instagram
Ein entscheidender Vorteil ist, man muss nicht mehr zwischen Hoch- und Querformat unterscheiden. Hauptsächlich kommt dieses Format noch bei Studioaufnahmen zum Einsatz. Spielt aber im Zeitalter der digitalen Fotografie zumindest bei der Aufnahme keine Rolle mehr. Bilder im Format 1:1 wirken eher ruhig, denn es fehlt ihnen an Tiefe. Daher kommen sie auch fast nur im Studio vor.

Das Panorama: Darf es etwas mehr sein?
Das Panorama nimmt eine Sonderstellung ein. Es entspricht eigentlich keinem der üblichen Bildsensor-Größen und entsteht fast immer durch eine Aneinanderreihung mehrerer Aufnahmen oder durch Zuschneiden. Panorama Aufnahmen, wie der Name schon sagt kommen hauptsächlich in der Landschaftsfotografie vor, denn der Betrachter ist dazu eingeladen seinen Blick schweifen zu lassen da er die Gesamtheit des Bildes meist nicht auf einen Blick erfassen kann. Hochformatige Panoramen sind äußerst selten.

Die Filmformate sei es Anamorph oder Cinemascope spielen in der Fotografie eine eher untergeordnete Rolle.
 
Hier mal die Fotoformate im Überblick der verschiedenen Größen:

Gelb: 1:1
Grün: 4:3
Rot: 3:2
Blau: 16:9
Hellblau: Cinemascope

Die Portrait-Formate
Bildgröße Portrait.jpg


Landscape Format

Bildgröße Landscape.jpg
 
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Dazu auch gleich ein Beispiel:

Ein Bild aus meinem Nofretete - Shooting

1:1

Nofretete-1.jpg


4.3
Nofretete-2.jpg



3:2
Nofretete-3.jpg


Unsinnigerweise im Cinemascope
Nofretete-4.jpg

Die Person wird immer enger beschnitten, bis sie eigentlich keine Luft mehr zum Atmen hat. Die eigentliche Wirkung geht verloren. Klassisch im Portraitbereich ist eigentlich 1:1 oder 4:3. Im Beschnitt 3:2 wirkt das Bild schon ziemlich eng. Im Cinemascope fast schon unsinnig.
 
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Bei der Personenfotografie im Landscape Format hat man mit engerem Bildbeschnitt das Problem, dass entweder die Person immer kleiner dargestellt wird oder man Körperteile durchschneidet. (Kleine Faustregel: Schneide nie durch Gelenke)

Hier ein Bild aus dem Audrey Shooting. Das ursprüngliche Bild war eigentlich 4:3 OOC und ist 1:1 beschnitten. Ausgehend davon die weiteren Schnitte.

Beschnitt 1:1​
Audrey-1.jpg



Beschnitt 1:1
Audrey-2.jpg


Beschnitt 3:2
Audrey-3.jpg


Beschnitt Cinemascope
Audrey-4.jpg
 
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Jetzt würde man sagen, dass niemand die Bilder wie oben gezeigt beschneiden würde. Das ist richtig. Also hier noch mal ein Beispiel, bei dem die Schnitte nicht einfach zentrisch gelegt sind. Ichhabe versucht die Person noch irgendwie ins Bild zu bekommen.

1:1
Window-1.jpg


4:3
Window-2.jpg


3:2
Window-4.jpg


16:9
Window-3.jpg

Auch hier sieht man, dass je enger der Beschnitt wird die Person sozusagen keine "Luft mehr zum Atmen" bekommt. Das Bild wirkt gepresst und unnatürlich
 
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Hier mal der Gegensatz in der Landschaftsfotografie. Ausgehend von einem Panorama im Format Cinemascope.

Cinemascope
Landschaft-1.jpg


16:9
Landschaft-2.jpg


3:2
Landschaft-3.jpg


4:3
Landschaft-4.jpg


1:1
Landschaft-5.jpg

Hier wird die Wirkung fast umgedreht. Je quadratischer das Bild wird, desto mehr verliert es an Spannung.

So, nun viel Spass beim Experimentieren mit euren Bildern.​
 
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Ein spannendes Thema.

Ganz zu Beginn: Ein paar wichtige Formate hast Du nicht erwähnt. Es sind die sogenannten Wurzel-Rechtecke. Hierbei geht alles vom Quadrat aus. Das ist nämlich 1:√1 (1 zu Wurzel 1) = 1:1

Daraus entwickelt werden die anderen Wurzelrechtecke.
1:√2 - 1:1,414 (das is das Seitenverhältnis unserer DIN Formate)
1:√3 - 1:1,732 (das is nahe an 16:9 = 1:1,77)
1:√4 - 1:2
1:√5 - 1:2,36

seltener gebraucht:
1:√6 - 1: 2,449
1:√7 - 1:2,64
1:√8 - 1:2,82
1:√9 - 1:3

Mein Lieblingsformat ist 1: Φ = 1 zu Phi = 1:1,618
Dieses Seitenverhältnis liegt zwischen 2:3 (1:1,5) und 16:9 (1:1,77), ist sehr harmonisch und eignet sich für die Darstellung von Bildern auf 16:9 oder 16:10 Monitoren hervorragend.

Wurzel-Rechtecke haben eine große Bedeutung und auch eine lange Historie in der Kunst. Zu jedem der Wurzel-Rechtecke gibt es spezielle Anwendungsgebiete - zum Beispiel das Wurzel-2-Rechteck wurde oft als Format für Portraits verwendet und das Wurzel-5-Rechteck findet in Gemälden mit weiten Landschaften oder dem Meer eine häufige Anwendung.

Wenn Bilder mit den Mitteln der Dynamischen Symmetrie gestaltet werden, sind diese Rechtecke von besonderer Bedeutung. Wir hatten das ganze ja vor zwei Jahren hier schon mal behandelt. Hier gibt es noch zusätzliche Informationen zu den Wurzel-Rechtecken und ihrer Bedeutung.

Die gewählten Formate/Seitenverhältnisse sind für mich kein Selbstzweck, sondern werden in der Regel bestimmt durch das Medium auf dem ich mein Bild zeige. Ein Film im Hochformat erscheint absurd, ein Foto in einem Buch wird oft bestimmt durch das Format des Buches, der Monitor wieder erfordert zur nutzerfreundlichen Betrachtung andere Formate.

Ich bleibe dran am Thema.
 
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Beuteltier
Beuteltier kommentierte
1:1,618 ist der einfache "Goldene Schnitt".
Den verwende ich z.B. sehr häufig, wenn mir 1:1,5 zu "normal" und 1:1,778 (16:9) zu "breit" ist.
 
Die gängigsten Formate in der Fotografie sind:
Was mir hier fehlt, ist das 5:4, eines der für mich wichtigsten (Hoch)Formate. Auch wenn es aus dem Großformat kommt, war es in MF häufig in der Mattscheibe eingeblendet und ist für mich auch heute noch wichtig: Einerseits empfinde ich dieses Seitenverhältnis als sehr harmonisch, andererseits entspricht es bei Büchern oftmals einer Seite hoch.

Auch Nikon hatte dieses Format bei besseren Kameras auf der Rechnung bzw. als wählbares Format im Sucher. Witzigerweise fehlt es bei der Z6, wiewohl es bei der Z7 anwählbar ist.

1:1 (ehemals 6x6) haben wir damals hauptsächlich für Shootings verwendet, weil selten bekannt war, wie das Medium (z.B. Inserat) dann gestaltet werden würde. Also wurde oft von Agenturen "6x6 mit Fleisch" bestellt.

6x7 hatte ich auch ganz gerne, war aber nur bei wenigen Kameras (Mamiya, Fuji) nativ vorhanden.
 
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@waldgott und @ernst.w
Vielen Dank für eure Beiträge. Natürlich steht es jedem frei seine Bilder in einem beliebigen Format zu schneiden. Natürlich machen bestimmte Formate gerade im Hochformat keinen Sinn. Ich hatte mir die letzten Tage auch überlegt weitere Formate zu erwähnen und mich dann entschlossen mich zunächst nur auf die bekannten Formate zu beschränken.

Auf was es mir in dem Projekt hauptsächlich ankommt, dass man seine Bilder mal unter einer anderen Perspektive (sprich Schnitt) betrachtet und dann auf die Bildwirkung eingeht. Dabei soll man völlig frei sein, welches Verhältnis man wählt, gerne auch in einem der von euch genannten Formate. Man kann auch ganz exotisch schneiden, wenn es dem Bild dienlich ist. Wichtig wäre nur zu erkennen, dass manche Bilder in bestimmten Formaten funktionieren und in anderen Formaten eben nicht oder in verschiedenen Beschnitten andere Bildaussagen dabei heraus kommen. Beispielsweise ist das 4:3 Format für den Hochformatmodus (Hochformat heißt nicht umsonst Portraitmodus und Querformat Landscape) besser geeignet als 3:2, hingegen gerade im Querformat bei Landschaftsaufnahmen dem 3:2 unterlegen.

Wie vielleicht einigen bereits aufgefallen ist beschäftigen sich ganz viele Projekte hier im Club mit der Bildgestaltung. Sei es mit Drittelregel, goldener Schnitt, dynamischer Symmetrie etc. Das Bildformat ist eben auch ein wichtiger Bestandteil der Bildgestaltung.

Eine Bitte für das Projekt hätte ich. Wenn Ihr Bilder zeigt, schreibt bitte ein paar Worte zu euren persönlichen Eindrücken und dann lasst uns darüber diskutieren. Ich glaube, dass man dadurch viel über Bildeindrücke und vor allem über Bildbearbeitung lernen kann.

Vielen Dank noch mal.

PS: In Ergänzung wäre noch zu bemerken, dass unsere Druckformate DIN A5 bis DIN A0 ebenfalls Wurzel-2 Formate sind. Also beim Ausdruck eines Bildes im Standardformat 3:2 oder 4:3 niemals seitenfüllend werden. Es bleiben Ränder oder ein Teil des Bildes wird abgeschnitten.
 
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Damit hier auch mal Bilder (außer von Pattebaer) ankommen.

Ich beginne mal mit dem Original:

20100520-1224-5202183.jpg


Steil bergauf, nach oben zusammenlaufend - irgendwie klar, trotz 10mm Kleinbildäquivalent. Müssen wir mal korrigieren, denn bei einem so grafischen Bildinhalt mit so vielen senkrechten Linien geht das wie im Original gar nicht.

20100520-1224-5202183 1.jpg


Bei der Korrektur verlieren wir aber doch einiges an Höhe, wenn wir nicht gegensteuern. Gegensteuern wollte ich aber ganz bewusst nicht, weil ich die Höhe ehen betonen wollte. Also erste Formatanpassung:

20100520-1224-5202183 2.jpg


Für mich gefühlsmäßig schon besser. Um die Wolkenkratzer-Ansicht noch ein wenig mehr zu unterstützen und gleichzeitig die Enge der alten Gebäude optisch noch ein wenig zu betonen, habe ich mich letztlich für ein noch extremeres Hochformat entschieden:

20100520-1224-5202183r.jpg
 
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Ein paar Gedanken zum Beschneiden von Fotos in unterschiedliche Formate und Seitenverhältnisse. Ich meine:
  • Ein wie auch immer geänderter Beschnitt rettet kein schlechtes Foto.
  • Wichtig erscheint mir am Anfang beim Fotografieren schon an das Ende zu denken. Das heißt, eine Antwort auf die Frage zu haben, wo das Bild gezeigt und betrachtet werden soll; in einem Buch im Internet und am Monitor oder auch in einer Ausstellung auf einem großen Poster.
  • Der Beschnitt allein macht noch kein gutes Bild.
  • Es stimmt: Ein gutes Verhältnis bringt Spannung ins Leben. Aber ein gutes Verhältnis bringt nicht notwendigerweise Spannung in ein Bild. Dafür kann anderes sorgen.
  • Es gibt sehr viele Kriterien für ein gutes, spannendes Bild. Dazu gehören, neben einer stimmenden Technik (Belichtung, Schärfe, Weißabgleich und mehr), neben der Geschichte, die ein Bild erzählen sollte, Antworten auf folgende Fragen:
    • Gibt es einen Bereich des höchsten Kontrastes? (Dort schaut man immer zuerst hin).
    • Gibt es Randflimmern? (Durch einen Beschnitt kann man es entfernen aber auch erzeugen. Gemeint sind Störungen am Rand, die das Auge des Betrachters immer wieder anziehen.)
    • Stimmt die Figur-Hintergrund Beziehung? (Hebt sich das Motiv vom Hintergrund gut ab).
    • Hat das Bild Atemraum? (Ein zu enger Beschnitt kann ihm schädlich sein).
    • Gibt es eine Arabeske? (geschwungene Linien)
    • Gibt es übereinstimmende (parallele) Linien? (Coincidence)
    • Gibt es wiederholende Muster?
    • Passt die Blickrichtung?
    • Gibt es ein Hauptmotiv oder mehrere? (Der Beschnitt kann Motive entfernen)
    • Ist das Bild in Balance? (Ein Beschnitt kann sie zerstören oder fördern)
    • Stimmt die Dynamische Symmetrie?
    • Gibt es eine dominante Diagonale? (Es muss keine durchgezogene Linie sein).
    • Gibt es Linien auf dem Phi-Gitter? (auf dem Goldenen Schnitt oder/und Diagonalen)
    • Gibt es führende Linien?
    • Gibt es einen Fokuspunkt, einen Startpunkt für den Betrachter? (Meist wieder der Bereich des höchsten Kontrastes)
    • Gibt es Linien im 90 Grad Winkel?
    • Sind 80% des Bildes mit Inhalt gefüllt? (kein negativer Raum. Beim Beschneiden kann das oft kritisch werden.)
Nicht alle diese Kriterien können und sollen immer erfüllt werden. Wichtig ist, dass durch einen Beschnitt solche Kriterien, wenn sie vorhanden sind, nicht entfernt werden. Im Idealfall sollte der Beschnitt diese Kriterien hervorheben oder Gestaltungsfehler beseitigen.​

Die Mehrheit meiner Fotos veröffentliche ich Internet zur Betrachtung am Monitor. Monitore von Desktoprechnern sind in der Regel im Querformat und heute meist in einem Seitenverhältnis von 16:9. Also wäre der bevorzugte Beschnitt für dieses Medium 16:9. Das Seitenverhältnis von 2:3 der meisten Kameras passt auch einigermaßen gut. Ich bevorzuge das Seitenverhältnis vom 1:1,618 (1 zu Phi). Es liegt zwischen den beiden Formaten. Manchmal benutze ich Quadrate und wenn sollten sie nicht zu hoch sein. 800 Pixel ist ein gutes Maß um ohne zu scrollen auf den Monitor zu passen. Hochformate nutze ich für die Darstellung am Monitor selten. Wenn Hochformat-Bilder ohne Scrollen gut lesbar sein sollen, erscheinen sie auf dem Monitor zu klein und wenn man sie so gestaltet, dass die verfügbare Breite gefüllt wird, kann man sie ohne Scrollen nicht mehr erfassen, es sei denn man verkleinert das Betrachtungsfenster. (Das bemerke ich hier im Forum zunehmend). Also bleibe ich meist beim Querformat, manchmal bei Quadrat, selten beim Hochformat und versuche damit die oben genannten Kriterien in Teilen zu erfüllen.

Anders wird das schon wieder, wenn man davon ausgehen würde, dass Menschen die Fotos im Internet nur noch auf Smartphones oder Tablets betrachten. Hier kann man durch Drehen des Endgerätes auch gut mit Hochformat arbeiten. Da man das aber nicht weiß, sollte man damit nicht unbedingt rechnen.

Und wieder anders ist es, wenn die Fotos in einem Buch oder als Poster an der Wand gezeigt werden. Hier ist man wesentlich freier in der Nutzung unterschiedlicher Formate und Seitenverhältnisse. Wiewohl auch hier mein bevorzugtes Format das Querformat, in Büchern auch gerne über eine Doppelseite ist. Hier können auch lang gestreckte Hochformate sehr spannend sein, wenn das Foto dazu passt. Quadrate sind prädestiniert für quadratische Buchformate (z.B. 30 x 30 cm), die ich häufig den Standardformaten (DIN A4 oder 8x10 inch hoch oder quer) vorziehe.

Nach so vielen Worten ein Beispiel.

Ein Foto, das ich vor einigen Jahren – genau genommen im Januar 2011 – schon aufgenommen hatte und gerade jetzt für das FAT Hochhäuser wieder nutzen wollte. Das Original unbeschnitten sieht so aus:

_GOT7599v1_on1_landscape.jpg


Meine Meinung dazu: Hier stimmt recht wenig. Das Bild kippt nach rechts, selbst wenn der dunkle Streifen links das etwas ausgleicht. Da habe ich ein interessantes Motiv gesehen und schnell geschossen ohne viel zu denken. Manchmal klappt das ja. Hier nicht. Vielleicht hatte ich damals auch allerhöchstens die Drittel-Regel im Kopf.

Hier ist mein Versuch, das Bild zu retten, weil mir das Motiv der Spiegelung immer noch gefällt:

_GOT7599_on1_portrait.jpg


Ich habe das Quadrat gewählt, alles links abgeschnitten und die stürzenden Linien beseitigt. Besser und vorzeigbar. Aber ein gutes Bild ist das für mich noch nicht. Unter Berücksichtigung obiger Kriterien fehlt doch einiges. So habe ich es aber vor ein paar Tagen im FAT gezeigt.

Zur Kontrolle der Bildgestaltung und Aufteilung der Flächen im Bild nutze ich oft und gerne die Phi-Matrix. Sie zeigt deutlich, da passt nicht viel.

03-09-_2020_18-37-26.jpg


Eine leichte Andeutung einer Diagonalen mehr nicht. Geht da noch was? Probiere ich es mal mit einem leichten Hochformat, frei gewählt ohne ein bestimmtes Seitenverhältnis zu beachten:

_GOT7599v2_on1_portrait.jpg


Das sieht für mich besser aus. Ein deutliche Senkrechte liegt auf der Linie des Goldenen Schnitts, der Turm mit seiner Mitte ist zentriert, die Balance ist verbessert.

Das Phi Gitter überlagert und die wichtigsten Linien hervorgehoben:

03-09-_2020_18-48-16.jpg


Ob ihr das ähnlich empfindet?

Also kann man ein schlechtes Foto doch mit Beschnitt zu einem guten Bild machen? Zu einem besseren vielleicht. Aber richtig gut ist das immer noch nicht. Dazu hätte ich beim Fotografieren schon mehr auf die Bildgestaltung achten müssen. 2011, als das Foto entstanden ist, hatte ich das Wissen von heute noch nicht und denke, heute würde ich diese Szene anders erfassen.
 
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Spannendes Thema! Ich benutze das Format eigentlich meistens, um die Bildwirkung zu erzielen, die ich möchte. Manchmal "schreit" das Bild geradezu nach Quadrat, z.B. wenn es sehr symmetrisch werden soll. Oft nutze ich es aber auch nur, um zu croppen. Eine genaue Vorstellung habe ich aber nur beim probieren.

Hier ein Beispiel:

Das Original
Format.jpg


könnte man 16:9 machen
Format-4.jpg


oder 16:9 Hochkant
Format-3.jpg


aber dann ging es in Richtung Quadrat, ein wenig angeschnitten
Format-2.jpg


letztendlich würde ich mich heute hier und jetzt noch für eine Drehung entscheiden
Format-5.jpg


So ungefähr gefällt es mir am besten. An dem Punkt würde ich jetzt in die s/w-Bearbeitung einsteigen. Also für mich: selten nutze ich das Format bewusst, eher probiere ich damit rum.

Viele Grüße
Robert
 
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Für das FAT 654 - Mauern und Wände hatte ich ein Foto ausgesucht und wollte es neu bearbeiten. Dabei ist mir aufgefallen, dass die Anordnung der Elemente im Bild etwas anders sein könnte.

Hier das unbeschnittenen Foto in Schwarz-Weiß

VG8_8148v1_on1_portrait.jpg


Das sieht eigentlich nicht so schlecht aus. Zur Überprüfung der Flächenaufteilung und der Komposition nutze ich gerne und oft - aber nicht immer - wie weiter oben schon geschrieben die PhiMatrix.

Über dieses Bild gelegt zeigt sich, dass die linke senkrechte Kante des Hauses schon sehr gut auf der Linie des Goldenen Schnitts liegt.

1601369138513.png


Mir würde es noch besser gefallen, wenn auch die deutlich sichtbare schwarze Linie der Regenrinne waagerecht im Goldenen Schnitt liegen würde. Das hätte ich auch schon beim Fotografieren beachten können. Habe ich nicht. Also unten etwas abschneiden. Da es von Motiv um die Mauer geht, kann ich auf den Weg davor verzichten.

29-09-_2020_10-07-15.jpg


Jetzt habe ich zwei Linien auf dem Goldenen Schnitt (weiße Markierung). Eine leichte aufsteigende Diagonale deutet sich an (gelbe Markierung). Die Kante der Mauer bildet fast eine parallele Linie zu der reziproken Diagonalen, die einen rechten Winkel mit der absteigenden Diagonalen (von links oben nach rechts unten) bildet.

So gefällt mir das besser, auch wenn ich damit kein Standard-Seitenverhältnis mehr einhalte. Eine kleine Veränderung kann einiges Bewirken.

VG8_8148_on1_portrait.jpg


Seht ihr das auch so?

Hier die beiden Bilder nebeneinander:

beides.jpg


Besser oder Schlechter oder egal?
 
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1 Kommentar
Globalplayer
Globalplayer kommentierte
Hi Volker, meine ganz ehrlich Meinung: beide Fotos sind für mich gleichwertig, wobei das Linke Foto (für mich wenn überhaupt) ein Tick besser ist. Und zwar weil Du unten li am re Foto die Bank kastriert hast.
 
Mein letztes Beispiel:

Vorher, Beschnitt wie bei der Aufnahme:

VG_850_8777v1_on1_landscape.jpg


Nachher:

VG_850_8777_on1_landscape.jpg


Beide Beschnitte sind nicht schlecht. Letzterer gefällt mir besser.

Oder doch so?

VG_850_8777v2_on1_landscape.jpg


Oder egal?
 
2 Kommentare
margit7958
margit7958 kommentierte
Das letze empfinde ich als ok, da Mauer nicht zu wuchtig, allerdings ist diese schief wenn man die gemauerte senkrechte gerade Linie betrachtet.
 
Globalplayer
Globalplayer kommentierte
Volker, hier finde ich auch das erste Foto am besten, bei den Fotos 2 / 3 ist mir der Ast zu dicht am Rand. Und ich hätte den Ast etwas aufgehllt so das man die Strucktur der Rinde erkennen kann. Wohlgemerkt "Ich"
 
Wenn man die Originalaufnahme nimmt in 3:2, ergeben sich verschiedene Möglichkeiten.

Format-7.jpg


Entweder sucht man sich einen engen Ausschnitt im Quadrat, um Dinge zu betonen...

Format-8.jpg


Aber am besten (für mich) funktioniert 16:9, da es der Szene gut tut und die Weite betont.

Format-6.jpg


Viele Grüße
Robert
 
1 Kommentar
Globalplayer
Globalplayer kommentierte
Moin Robert. 16:9 gefällt mich auch am besten
 
Da gab es ja tatsächlich noch einen kleinen Endspurt. Vielen Dank für's Mitmachen. Vielleicht probiert ja der ein oder andere doch mal mit dem Format zu experimentieren.

Gleich geht es mit einem neuen Projekt weiter.
 
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