Es kommt immer auf die Ansprüche an, die man an sich selbst stellt. Davon hängen die Konsequenzen ab, die man für die eigene Fotografie ziehen muss.
Licht ist das A und O der Fotografie. Nicht immer kann man beim richtigen Licht fotografieren. Darf man dann das Bild nicht machen? OK, lassen wir mal die typischen Ferienfotos beiseite. Wir dürfen unter uns ja von uns mehr erwarten.
Ja, Licht ist das A und O.
Ja, das Licht ist das A und das O. In Mannheim im Reiss Engelhorn Museum gibt es eine Ausstellung über einen Fotografen, der eine Art Stipendium für ein paar Wochen hatte. Er durfte in einer Hütte mit Holzofen wohnen und sollte Landschaftsbilder machen, soweit ich mich erinnere, im Februar. Darüber existiert ein Tagebuch. Zunächst inspizierte er die Gegend und legte die Motive fest. Er beschrieb Standort und Perspektive und den optimalen Fotografierzeitpunkt, ohne auch nur den Fotoapparat dabei zu haben. Das dauerte ein paar Tage. Dann klapperte er täglich die Standorte ab, diesmal mit Kamera, und vermerkte abends in seinem Tagebuch, wo er erfolgreich war und wo nicht. Regelmässig kehrte er abends auch zurück, ohne auch nur ein Bild gemacht zu haben, weil eben das Licht nicht so war, wie er es sich gewünscht und vorgestellt hatte. Am nächsten Tag klapperte er die offenen Motive erneut ab. So verbrachte er mehrere Wochen.
Seine Bilder werden heute noch angeschaut, sie hängen im Reiss Engelhorn Museum in Mannheim ...
Stativ? Ich nehme das Stativ nicht mehr mit in die Ferien, füllt nur den Koffer unnötig, vorallem in Amerika.
Stativ, da geb ich dir Recht. Es ist nützlich, lässt "Hirn zum Nachdenken". Man kann zurücktreten, das Motiv nochmals auf einem wirken lassen und korrigieren.
Bei solchen Aussagen fällt mir immer der von uns allen verehrte "alte Fritz" Pölking ein, der vor einigen Jahren verstorben ist. Seine Homepage müsste aber noch existieren, besimmt steht der Spruch noch drin. Der alte Fritz pflegte zu sagen: Mit einer Kamera kann man knipsen. Will man fotografieren, braucht man eine Kamera und ein Stativ.
Sicherlich gilt das in dieser Ausschliesslichkeit nicht für alle Fotografierbereiche gleichermassen. Fritz war in erster Linie Natur- und Tierfotograf. Dort gilt das in vermehrter Weise, ebenso wie in der Architekturfotografie. Da ist ein Stativ unersetzlich, auch in Amerika.
Problematisch wird es dort, wo Stativfotografie verboten ist, wo man gerne möchte, aber nicht darf. Beispielsweise in der Alhambra in Granada oder der Mezquita in Cordoba. Das erhöht die Schwierigkeiten ungemein und die gleiche Bildqualität wie mit Stativ ist unerreichbar. Wenn man aus der Hand fotografieren muss, hat das Auswirkungen auf die Präzision der Ausrichtung der Kamera, auf die ISO-Werte und auf die Schärfentiefe, die man erzielen kann. Hohe ISO führen nicht nur zu Rauschen, sondern auch zu Detailverlust.
Ich will nicht sagen, man könne per se keine guten Bilder ohne Stativ machen. Aber man ist in seinen Möglichkeiten stark eingeschränkt.
Die Ausrichtuing des Motivs. Eine Häuserzeile hat immer störende Elemente. Wo ist hier das" Gesicht" zu suchen? Wenn jede Blume ein Gesicht hat, gehe ich davon aus, dass ein Gebäude auch ein Gesicht hat...
Wo das Gesicht ist, können wir nur an konkreten Beispielen diskutieren.
Und dann noch stürzende Linien. Man hat immer stürzende Linien. Man steht nie in der Mitte (in der Höhe) des Gebäudes und man kann schlecht beim Nachbarn klingen und sagen, ich will das Nachbargebäude fotografieren, lassen sie mich rein? Dann steht man meistens schief zum Objekt, was auch nicht vorteilhaft gegen stürzende Linien ist. Und man kann nicht einfach nach hinten ausweichen und mehr Abstand gewinnen.
Nein, man hat nicht immer stürzende Linien. Es geht um die Ausrichtung der Senkrechten im Bild. Das kann man so hinkriegen, dass der Betrachter nicht den Eindruck gewinnt, das Gebäude falle nach hinten oder, noch schlimmer, nach vorne und würde in der nächsten Sekunde den Fotografen unter sich begraben.
Anker finde ich gut. Darauf schaue ich, unwillkürlich auch auf Diagonale, welche in eine Ecke auslaufen. Ich finde in die Ecke auslaufende Diagonale unterstützen die Perspektive.
Prima. Jetzt müssen die "Anker" nur noch in die Bilder integriert werden ...
Gruss
Suermel