Projekt: Konzertfotografie

Um hier einmal wieder etwas Leben hineinzubringen...

Alle von Helmut geschilderten Kameraeinstellungen sind korrekt und sinnvoll eingebracht.

Im Gegensatz zu Dir, Helmut, arbeite ich allerdings nahezu ausschliesslich mit Matrixmessung. Ich habe auch sehr gute Erfahrungen mit eingeschaltetem VR - zum Beispiel beim Nikkor 70-200/2.8 -. Eingeschalteter VR setzt allerding immer eine kleine Bildserie voraus, um letztlich einen Augenblick in der "Bewegungsruhe" des Künstlers zu erwischen.

Bewährt hat er sich insbesondere bei extrem miesen Lichtverhälnissen, die selbst bei ausgereizten ISO-Einstellungen und offenster Blende sonst nicht mehr zu bewältigen wären.

Barcley James Harvest - Festival Stadtallendorf

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Matrixcmessung verwende ich nie, weil sie gerade in Extremlichtsituationen gerne mal unberechenbare Ergebnisse produziert.
 
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Im Gegensatz zu Dir, Helmut, arbeite ich allerdings nahezu ausschliesslich mit Matrixmessung. Ich habe auch sehr gute Erfahrungen mit eingeschaltetem VR - zum Beispiel beim Nikkor 70-200/2.8 -.

Ich will hier beileibe nicht die Matrixmessung schlecht reden. Das ist eine moderne Kameraeinstellung, die in den meisten Lichtsituationen durchaus zum Erfolg führt. Allerdings muss man eben wissen, was sie macht, um auch ihre Risiken einschätzen zu können. Die Matrixmessung misst die potenzielle Bildhelligkeit in verschiedenen Sektoren, vergleicht die Ergebnisse mit den Werten, die in einer Datenbank hinterlegt sind und ermittelt so eine sinnvolle Belichtung für das gesamte Bild. Insgesamt hat sie eine gerade in der Konzertfotografie durchaus begrüssenswerte Tendenz, Überbelichtungen und damit ausgefressene Lichter zu vermeiden. Aber: gerade in extremen Lichtsituationen produziert sie schon mal unvorhergesehene Ergebnisse. Schon kleine Beleuchtungsänderungen können zu ganz veränderten Bildergebnissen führen.

Die mittenbetonte bzw. die Spotmessung sind "stabiler" in ihrem Verhalten. Sie berücksichtigen die Lichtverhältnisse stärker dort, wo sie relevant sind. Die Gesichter der Protagonisten befinden sich tendenziell in der Bildmitte, häufig ist eine korrekte Belichtung dort entscheidend. Deshalb arbeite ich fast ausschliesslich mit der mittenbetonten Messung. Diese Messung hat den Nachteil, dass man stärker manuell mit Belichtungskorrekturen eingreifen muss, um ausgefressene Lichter zu vermeiden. Im Normalfall muss man das zu Beginn eines Konzerts einrichten, ab und zu überprüfen und gegebenenfalls nachkorrigieren.

Selbstverständlich ist das 70-200/2,8 VR eines der Sahnestückchen für Konzert-Porträtaufnahmen, dann natürlich gerne mit VR, um die langen Zeiten auszureizen. Allerdings: VR hilft gegen das Verwackeln, nicht gegen Bewegungsunschärfe. Manchmal bringt aber die Bewegungsunschärfe auch prima Effekte.

Gruss
Suermel
 
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Die Bildgestaltung in der Konzertfotografie ist ein weites Feld. Selbstverständlich sind, wie sonst in der Fotografie auch, Regeln zur Orientierung sinnvoll. Ebenfalls selbstverständlich finden sich zu jeder Regel auch Protagonisten, die gerade diese für völlig abstrus halten und unbedingt brechen wollen. Letztlich bleibt es wie immer dem Fotografen vorbehalten zu entscheiden, was er für sinnvoll hält. Und dem Betrachter, zu entscheiden, was davon er gut findet. Gleichwohl macht es Sinn, sich mit ein paar Regeln auseinanderzusetzen, und zwar für beide Gruppierungen. Schliesslich hat Gestaltung etwas mit bewusstem Verhalten zu tun, das Ergebnis sollte jedenfalls nicht nach Unfall aussehen.

Die Gestaltungsmöglichkeiten bei Konzerten sind schon mal vom Standpunkt des Fotografen und seiner möglichen Bewegungsfreiheit abhängig. Generell gelten die Empfehlungen, die sonst auch bei der Personenfotografie gelten: Raum lassen in Blick- bzw. Bewegungsrichtung. Möglichst nicht wichtige Körperteile amputieren. Fast noch wichtiger: möglichst nicht wichtige Teile von Instrumenten absägen. Legendär sind die gekürzten Gitarrenhälse ...

Unschön sind auch Mikrofone, die halbe oder ganze Gesichter verdecken, auch wenn das Gehirn des Betrachters darauf geschult ist, Unvollständiges gedanklich zu ergänzen.

Lieber nicht so:

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Sondern so:

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Mikrofone sind Bühnensujets, die bei Konzertbildern dazugehören und, richtig ins Bild integriert, einen positiven Bezug zwischen Akteur und Mikro entstehen lassen.

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Gruss
Suermel


Zur Gestaltung folgen noch ein paar Kapitel.
 
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das sind Punkte, die ich bis jetzt nicht so gesehen habe.
Danke, wieder dazu gelernt.
 
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Lampen, Spots, Scheinwerfer ..., was auch immer - Lichtquellen ins Bild einbeziehen. Sogar halbe.

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Gruss
Suermel
 
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Spots produzieren gerne mal farbiges Licht. Bei modernen Scheinwerfern ist die Farbtemperatur genormt. Die Effekte gehören zu einem solchen Konzert dazu, es wäre verkehrt, hier beispielsweise normale mitteleuropäische Hauttöne anzustreben. Auch hier: den Effekt nutzen!

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Gruss
Suermel
 
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Wo Licht ist, ist auch Schatten: nutzen!

Suermel, klasse! Ich würde mich das wohl nicht trauen (der besser: es gar nicht erst versuchen).

Im ersten Bild sind Exifs, im zweiten nicht. Was hast Du im manuellen Modus vorgegeben? Offenblende und 1/60 wie im ersten Bild? Und stand die ISO auf Automatik oder hast Du sie so gewählt?
 
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Im ersten Bild sind Exifs, im zweiten nicht. Was hast Du im manuellen Modus vorgegeben? Offenblende und 1/60 wie im ersten Bild? Und stand die ISO auf Automatik oder hast Du sie so gewählt?

Die Exifs von Bild 2:
D700, 70-200/2,8 @ 70 mm, 1/100 s, f 2,8, - 1 LW, ISO 6.400. Wie fast immer M-Modus und ISO-Automatik.

Nebel-Effekte nutzen!

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Gruss
Suermel
 
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Wir waren bei Hinweisen zur Gestaltung bzw. zur Frage, wann soll die Motivklingel läuten. Wir hatten bisher folgende Punkte erarbeitet:

- Soli beachten
- Drummer mit Stick ablichten, möglichst nicht eingefroren
- Mikro beachten, es soll möglichst nicht das halbe Gesicht bedecken
- Lampen, Spots einbeziehen
- Lichteffekte und Schatten nutzen
- Nebeleffekte nutzen

Allgemein kann man sagen, die Aufgabe bei der Konzertfotografie besteht darin, für den Betrachter so viel wie möglich vom Konzert zu transportieren, mit der kleinen Nebenbedingung: die Musik fehlt. Da macht es Sinn, auf Gesten und Mimik zu achten, die der Musik so weit wie möglich entspricht, die vom Interpreten auch bewusst oder unbewusst zum Unterstreichen seines Ausdrucks eingesetzt wird. Solche Situationen müssen wir beobachten, möglichst vorausahnen und fotografisch ordentlich festhalten.

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Gruss
Suermel
 
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Gemeinsame Aktionen von Protagonisten auf der Bühne sind immer ein Hingucker.

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Gruss
Suermel
 
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Neben dem Genießen würde mich aber auch interessieren, wie und womit Ihr die Bilder gemacht habt und auf welche Hürden, die zu überwinden waren, Ihr dabei gestoßen seid.

Hallo Anja

Dies war erst das zweite Konzert, nebst einer Tanzveranstaltung, wo ich mich zum fotografieren frei bewegen durfte. (Zwei Konzerte musste ich brav in den Sitzreihen verbringen :( )
Ich habe in dieser Domäne noch nicht viel gemacht und erzähle Dir aus meinen anfänglichen Schwierigkeiten.
Oft habe ich mit dem 70-200er fotografiert. Aber auch das 24-70 kam zum Zug.
a) Die grösste Hürde ist für mich das weisse, alles ausfressende Scheinwerferlicht. Wenn Du in den Konzertbildern genau hinschaust, so siehst Du in vielen Fotografien vom grellen weissen Licht Bereiche ohne jegliche Bildinformation. Sie stören mich sehr, sobald Körperteile davon betroffen sind. Im kleinen Bild, so wie wir es am Bildschirm betrachten, mag das eine und das andere noch durchgehen. In Vergrösserungen werden sie aufdringlich.
b) Ich sehe eine tolle Mimik und habe in dem Moment genau das Weitwinkel in Betrieb, oder ich sehe eine gute Gestik oder Formation der Gruppe und natürlich habe ich das Tele aufgeschraubt. So hatte ich oft das Gefühl, immer das verkehrte Objektiv am Body zu haben. Ich brauchte eine geraume Zeit, diesen "Tick" abzulegen und mich auf das zu konzentrieren, was genau mit der gewählten Linse möglich ist.
c) Mit dem 70-24 im Querformat sehe ich im Sucher kleine Musiker. Dann entscheide ich mich häufig fürs Hochformat. Am PC hätte ich im Hochformat an den Seiten lieber etwas mehr Platz dafür gefällt mir das Querformat besser als im Sucher. Das hat mit meiner Vorstellung vom Raum und den Grössenverhältnisse im Sucher- übersetzt auf das PC-Bild zu tun. Da bin ich arg am kämpfen und arbeiten!
d) Kabel, Mikrofone, Ständer... vieles steht auf der Bühne. Es ist manchmal arg knifflig mit der Bildgestaltung ...wie sagt so schön Sürmel: wenn es einfach wäre, könnte es jeder :)))


L.G
Brigitte
 
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Hallo Brigitte,

wow, bist Du schnell! Danke für die Informationen, nach denen ich in Eurem tollen Bilderthread gefragt hatte und die hier richtig gut her passen.

Die Sache mit dem immer falschen Objektiv kenne ich nur zu gut. Hab ich das 18-200er drauf, ist garantiert die Brennweite zu kurz oder das Bokeh nicht schön genug. Hab ich das 70-300er drauf, fehlt mir just in dem Moment die kurze Brennweite. Es ist zum verrückt werden :dizzy:

Ich glaube, ich würde mich auf das konzentrieren, was mit der aktuellen Optik machbar ist und alles zunächst unter dem Gesichtspunkt "abgrasen", dann wechseln und das gleiche Spiel nochmal.

Hoch/Querformat: Ich komme grundsätzlich am besten mit meinem "Standardblick" fürs Querformat zurecht. Nur wenn ich ganz und gar davon überzeugt bin, wechsele ich ins Hochformat. Und aus so manchem Quer- wird später am PC dann ein annehmbares 5x7 Hochformat.

Aber zum Licht: Es hat mich bei Euren Bildern erstaunt, dass so wenig ausgefressene Lichter dabei sind oder unterbelichtetes. Ok, Ihr trefft eine Auswahl und EBV ist auch im Spiel. Aber grundsätzlich, besonders bei sicher oft wechselnden Lichtverhältnissen und auch Lichtfarben: habt Ihr Eure Einstellungen jedesmal entsprechend angepasst (z.B. Belichtungskorrekturen, Blende) oder war das halbwegs in einem Bereich, dass man mit einer Grundeinstellung klarkommt?

Ich stell es mir sonst recht stressig vor, den Blick fürs Motiv und das Gefühl für die Atmosphäre zu behalten und sich gleichzeitig Gedanken um die Technik zu machen. Das wäre für mich persönlich eine Hürde, die mich mindestens mäßig hektisch werden ließe.

Und die Bildgestaltung, ja, das ist eine Kunst. Eine, die ich noch sehr üben muss, die Ihr aber bewiesenermaßen alle 4 hervorragend beherrscht! :)
 
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Jetzt geb ich auch mal meinen Senf dazu, denn ich hab gestern mein erstes Rockkonzert fotografiert. Meine Ausrüstung hatte ich beschränkt, das war nicht perfekt, denn ich hatte nur 1 Objektiv dabei. Ansonsten war ich mit der D4 und dem 70-200/2.8 natürlich gut gerüstet. Die ISO-Automatik auf max. 12.800, dieser Wert wurde teils gebraucht, teils weit unterschritten. Das bedeutet einerseits, dass diese Entscheidung richtig war, andererseits, dass das wechselnde Licht sich brutal unterschied.
Meine Überlegung mittels Spotmessung und Belichtungskorrektur zu arbeiten war nicht ganz falsch, das ständig wechselnde Licht sorgte natürlich für etwas Ausschuß. Ich hab einfach ein paar mehr Bilder gemacht um das auszugleichen;)

Eine grundsätzliche Aussage sollte aber richtig sein, keine Messmethode liefert ohne Korrektur (und zwar teils kräftig ins Minus) passende Ergebnisse.

Mein Standort war recht gut. Objektiv auf Augenhöhe, oder etwas tiefer, Entfernung zur Bühnenmitte ca. 10 Meter.

Ich teilte den Abend in Phasen auf. Kleine Blende, große Blende, kurze Zeiten, lange Zeiten - hier eins mit langer Zeit:

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Die Weißlichtphasen brachten logischerweise die dankbareren Ergebnisse, der Nebel verhalf zu entsprechender Stimmung. Es ist schön abwechslungsreich, wenn das Licht ständig wechselt.

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Aber auch mit farbigem Licht lässt sich leben. Klar, Hautfarben sind problematisch, fressen auch gern mal aus. So what, dachte ich mir, lass es so, wenns noch erträglich ist. Zur Not etwas entsättigen, oder den Kontrast vermindern.
Entgegen einer These, die ich hier eben las, habe ich versucht die Bilder nicht, oder nur wenig zu bearbeiten.

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Und irgendwie ist so ein buntes Gesicht auch ganz lustig:D

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Sollte das Motiv mal ansprechend und gut getroffen sein, das Licht jedoch unterirdisch, dann hilft auch mal eine sw-Konvertierung mit entsprechend kräftiger Erhöhung des Kontrasts, oder des Schwarzwertes.

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Was soll ich sagen ... Du bist auf einem guten Weg. :tumbsup: Nur die Rahmen, die nehmen so viel vom Bild weg. :nixweiss:

Gruss
Suermel
 
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