„Fifty Shades of Grey“ oder heute mal ganz farblos

Jetzt darf ich auch mal

Die Idee zu dem Thema S/W und auch zu dem Titel von diesem Projekt kam mir auf der Reise vor Weihnachten nach Tromsö. Peter und ich hatte ja unendlich viel Zeit, die wir totschlagen mussten, das Wetter war nicht berauschend und so sind wir durch die Gegend gefahren und haben uns die Fjorde angeschaut. Da es um die Jahreszeit im Norden quasi nie richtig hell wird, die Sonne nicht über den Horizont kommt und die geschlossene Wolkendecke dabei wie ein riesiges Diffusortuch wirkt kam gab es auch nicht wirklich viel zu fotografieren. Farbe war Mangelware und so entstand der Titel von diesem Projekt.

Es blieb gar nichts anderes übrig als das Bild in S/W zu wandeln. Dabei die Kontraste und die Klarheit stark zu erhöhen, dass wenigstens etwas Zeichnung in die Berge und in das Wasser gekommen ist. Das "farbige" Bild ist eher blass und langweilig.

Hier erst mal die S/W Variante:
2017-01-01-SW.jpg


Und hier die Farbvariante wie sie aus der Kamera kam:
2017-01-01-Farbe.jpg
 
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Das Bild ist im Rahmen eines Foto-Shootings im Parktheater in Augsburg entstanden. Die Vorlage war der Film „Die Buddenbrooks“. Da wir dabei entsprechende Kleidung aus der viktorianischen/wilhelminischen Zeit verwendet hatten, wollte ich dem Bild auch einen entsprechenden Vintage-Look mitgeben. Das Bild ist etwas körniger und abgesehen von dem Sepia-Look nicht so kontrastreich entwickelt.

Es handelt sich übrigens nicht um ein Composing.

Hier die S/W Variante im Vintage-Look:
2017-01-02-SW.jpg



Und hier die Farbvariante:
2017-01-02-Farbe.jpg
 
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clear.png
Ja, da hat sogar "Sepia" 'was! Echt perfekt auf uralt getrimmt. 19. Jhdt. würde ich sagen. Und gedruckt dann bitte auf 2mm starken Karton. ;)
 
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Und hier die Farbvariante wie sie aus der Kamera kam:

Da stimme ich Volker zu: das hat auch was! Mir geht da in der S/W-Variante die Lichtstimmung etwas verloren. Ich könnte mir vorstellen, dass es mit ein bisschen mehr blau im s/w lebendiger wird. Weißt Du,w as ich meine? Ich hab das vor Jahren mal ausprobiert, komme aber grad nicht mehr drauf, wie ich das gemacht habe.
 
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dass es mit ein bisschen mehr blau im s/w lebendiger wird

Ich habe aus lauter Verzweiflung in den langen Hotelstunden einige Cross-Entwicklungen gemacht um Farbe in einige Bilder zu bekommen. Das wäre aber jetzt hier nicht das Thema. Cross-Entwicklungen können auch richtig interessante Effekte in langweilige Bilder bringen. Wir können ja mal ein solches Projekt an den Start bringen.
 
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Ich glaube Anja meint Color Grading, das ja nicht nur für Film geht sondern auch für die Fotografie. Ein Video hier zeigt die Methode in ON1 Photo RAW 2018. In Lightroom und anderer guter Software geht das auch. Das wäre auch mal ein Monatsthema für die Werkstatt.
 
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Die Cross-Entwicklung ist ein Bestandteil des Color-Gradings, bei dem die einzelnen Farbkanäle in den HSL-Kurven entsprechend verändert werden. Sie kommt aus der analogen Filmentwicklung. Klassischerweise verlaufen in der digitalen Bildbearbeitung dabei die Rot- und Grün-Kurven S-förmig wie beim Erhöhen des Mikrokontrastes und die Blaukurve gegenläufig S-förmig. Dies liefert mitunter interessante Farbstimmungen, die man aber nicht unbedingt mögen muss.
Damit es nicht ganz off-Topic wird, hier die S/W-Version eines Bildes und die Cross-Entwicklung in Farbe. Ich habe den Grün-Kanal anstatt des Blau-Kanals gegenläufig eingestellt.

Hier die S/W Variante:
2017-01-03-SW.jpg


Und hier die Farbvariante (muß man nicht mögen):
2017-01-03-Farbe.jpg
 
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Was mir auffällt, ist, dass unsere s/w-Spezialisten noch nicht aktiv waren. Wird Zeit, oder? @newbie70 und @signore rossi
Also, ran an' Speck :)

Oh, jetzt erst gelesen, vielen Dank für die Blumen :) Aber das Thema zwingt mich zum Nachdenken.

Als Spezialist würde ich mich nicht wirklich bezeichnen, da hab ich schon vieeel bessere Bilder gesehen. Ich werde mal versuchen zu beschreiben, was mich persönlich an s/w reizt und es an zwei Beispielen zeigen. Bitte nicht so auf die Motive achten, eher auf die veränderte Wirkung des Bildes.
Ich kann auch nicht wirklich beschreiben, warum mich s/w so reizt. Ich empfinde es in den meisten Fällen einfach als schöner und es entspricht dem mehr, was ich ausdrücken will, was "aus mir raus kommt", was ich fühle, mich berührt, wenn ich die Szene sehe.

Aber für mich gibt es eine fundamentale Sichtweise:

s/w ist ehrlicher (was Formen betrifft) und unehrlicher (was die Realität betrifft). Es hilft auf Dinge mehr zu achten, die wir zwar sehen, jedoch im Meer der Eindrücke nicht beachten. Aber sie sind trotzdem da... (Hobbypsychologen könne jetzt was auf ihren Notizblock kritzeln :))


Auf dem Darß sah ich das unspektakuläre Kornfeld, es war eher der schöne Moment (wir hatten gerade frischen Räucherfisch gekauft und der Himmel zog sich zu aber die Sonne schien noch auf das Feld). In Farbe sah es so aus:

full

Na ja, eher unspektakulär aus meiner Sicht, aber irgend etwas hat mich gereizt. Und wenn man ein einfaches s/w Preset darüber legt, kommen für mich die Strukturen viel besser zur Geltung. Der "Farbenbrei" bekommt ein Gesicht und wirkt viel spektakulärer.

full

Und schon schaue ich länger hin, mich persönlich interessiert das Bild. Die einzelne Ähre im Feld bekommt ein Gesicht (jedenfalls da, wo der Fokus lag).



Selbiges für einen alten Autoschuppen in den USA. In Farbe berührt es mich nicht sonderlich:

full

aber wenn ich das Bild mache, stelle ich es mir schon in s/w vor (klappt übrigens nicht immer, ich lag schon völlig daneben).

In diesem Fall, kommt der Wagen viel besser zur Geltung:

full

Klar müsste an dem Bild noch viel getan werden (richten, beschneiden, helle Stellen abdunkeln etc.) aber es geht ja um´s Prinzip. Und ich hoffe, das konnte ich vermitteln. Der Wagen, den ich phänomenal ob der handwerklichen Details finde, kommt besser zur Geltung. Und schon haben ich meinen Satz des Abends :)


Schwarz/Weiß ist für mich eine höhere Wertschätzung der Details.


Tja, so ist jedenfalls meine Sicht der Dinge. Ich hoffe, sie ist irgendwie nachvollziehbar und ich habe nicht gelangweilt :oops:

Viele Grüße
Robert
 
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Schwarz/Weiß ist für mich eine höhere Wertschätzung der Details.


Tja, so ist jedenfalls meine Sicht der Dinge. Ich hoffe, sie ist irgendwie nachvollziehbar und ich habe nicht gelangweilt

Erst mal hast Du überhaupt nicht gelangweilt und zum zweiten finde ich Deine Wertschätzung der Details einen sehr guten Aspekt für die S/W Fotografie.
 
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Erst mal hast Du überhaupt nicht gelangweilt und zum zweiten finde ich Deine Wertschätzung der Details einen sehr guten Aspekt für die S/W Fotografie.

Vielen Dank! Ich freue mich, wenn ich das so rüber bringen konnte.

Viele Grüße
Robert
 
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@newbie70
Danke für Deine Sicht auf Schwarz-Weiß.
Besonders das Beispiel "Kornfeld" ist dazu geeignet SW-Skeptiker wie mich zu überzeugen es öfter mal bewusst einzusetzen.
 
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Ich habe mich mit s/w-Bearbeitungen immer schon schwer getan. Manche Motive sehe und fotografiere ich und denke: das muss nachher s/w werden. Und dann sitze ich vor meinem Photoshop und bekomme es eher selten so hin, wie ich möchte. Im Verlauf zeige ich euch sicher auch einige meiner ersten s/w-Bearbeitungen, denn es gibt mindestens 2 Bilder, bei denen mir s/w sehr wichtig war. Damals hatte ich allerdings noch weniger Ahnung von Bildbearbeitung als heute ;) Heute aber erst einmal ein Bild, bei dessen Aufnahme ich von Anfang an sicher war: das wirkt nur in schwarzweiß.

2015 nahmen wir auf der Rückreise aus dem Urlaub einen Umweg in Kauf. Anstatt direkt von der Côte d`Azur nach Hause zu fahren, machten wir einen Abstecher über die Parfümerie Fragonard in Grasse (sehr empfehlenswert!) und folgten dann einer Seite des Grand Canyon du Verdon bis nach Grenoble. Es gab etliche Fotostopps, denn die Verdonschlucht ist unglaublich beeindruckend. Neben dem türkisfarbenen Fluss Verdon sind besonders die Felsformationen bemerkenswert. Oft meint man, Gestalten, Tiere oder Gesichter zu erkennen. Von den Aussichtsplatttformen aus lässt sich das oft nur schwer fotografieren, aber das Bewegen im ungesicherten Gelände ist (lebens-)gefährlich und lässt sich in meinem Fall mit Krücken und/oder Rollator gar nicht bewerkstelligen. Also musste ich mit der Perspektive leben, die möglich war.

Langer Rede, kurzer Sinn - mein Bild. Ich habe versucht, das Gesicht, das ich entdeckt habe, in s/w herauszuarbeiten und dabei gleichzeitig die Landschaft möglichst authentisch zu zeigen. Genutzt habe ich den Kanalmixer in Photoshop, dabei den Blaukanal komplett zurückgefahren und den Rotkanal mehr betont als den Grünkanal.

k_20150908_143443SW01.jpg


Und zum Vergleich das farbige Original:
k_20150908_143443.jpg
 
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@AnjaC
Ein schönes Bild vom Canyon du Verdon. An ihn habe ich gute Erinnerungen, denn ich habe ihn schon 2 mal durchwandert. Ein beeindruckendes Erlebnis, nur damals war mir die Fotografie nicht wichtig, Handys gab es noch nicht und so hatte ich keine Kamera dabei und keine Bilder von den Wanderungen. Das würde mir heute nicht mehr passieren.
 
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... und es könnte aus meiner Sicht noch kontrastreicher sein. Zumindest das schwarz schwärzer. Oder anders: das Grün dunkler.

Ja, das hatte ich probiert. Mir kam es dann allerdings so vor, als würden die doch recht verstreuten Bäume dann von der Felsstruktur ablenken. Aber ich geb mich nochmal dran. Ihr dürft auch gerne - aber mir dann bitte verraten, wie Ihr das gemacht habt ;)
 
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